Ab nach Agadir

Wir begannen den Tag mit Aufräumarbeiten in unserem Zelt, gingen zum Frühstück, bekamen dort eine extra große Kanne voller Tee serviert und verabschiedeten uns mit einem lachenden und einem weinenden Auge von Abdul, Lahcun und der restlichen Belegschaft. Kaum waren noch die letzten Worte und Rufnummer gewechselt, hörten wir auch schon die Hupe von Christians altem Renault 4-TL.

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Die Fahrt nach Agadir sollte eines der Highlights des Tages werden, hatten wir doch viel Gelegenheit mit ihm über Marokko, sein Leben hier und vor Marokko zu sprechen. Christian arbeitete ja wie bereits erwähnt in Canne in einem 3-Sterne-Restaurant und besuchte ab den 70er Jahren (in denen er auch das Auto kaufte) sehr oft Marokko und baute sich dann 2007 eine Villa im Wert von 250.000 €. Seine Mutter zog ebenso mit da sie das Land sehr mochte und die trockene Wärme den Gebrechen des Alters entgegenwirkte. Sie verstarb im Alter von 89 Jahren und nicht viel später hatte er vor, seine Villa zu verkaufen und umzuziehen. Er unterschrieb die Papiere für die Übergabe an den neuen Eigentümer, bekam das Geld jedoch nie und verlor somit sein Grundstück und alles, was  sich darauf befand. Selbst vor Gericht kam er nicht dagegen an, da er die Unterschrift bereits gesetzt hatte. Er hatte glücklicherweise noch Rücklagen von denen er lebt, jedoch sei für ihn eine Rückkehr nach Cannes nicht möglich, teilte er uns mit. Es sei einfach zu teuer, dort zu leben.

Des Weiteren erzählte er uns davon, dass die Herstellung und Verbrauch von Drogen in Marokko sehr hoch ist und über 90 % (Kiff, Shit/Hasch) weltweit aus diesem Land kommt. Außerdem könne man – sollte  man von den Behörden mal aufgegriffen und zu einem Bußgeld verdonnert werden – auch unter der Hand damit einen Ausgleich schaffen wenn man nicht genug dabei hat.

Die meiste Zeit lebt Christian jetzt in Agadir wenn er nicht weiter südlich die Küste hinunter fährt um zum Beispiel den Küstenhäusern in Sidi R’bat einen Besuch abzustatten. Weiter nördlich sei es schwer, da sein Auto es nicht gut bergauf schafft. Wir fuhren also weiter und bestaunten den Verkehr bei dessen Teilnehmern sich oft 7 Personen in einem 5-Sitzer oder 2 Personen auf einem 1-Sitzer-Moped tummelten. Christian und andere Fahrer hielten außerdem oft so dicht an der Kreuzung, dass man die Ampel nicht mehr erkennen konnte. Das war aber kein Problem denn sobald es grün war, wurde hinten stets sofort gehupt, sodass man sich darüber keine Gedanken machen brauchte. Es machte allgemein Spaß, sich mit Christian zu unterhalten, da er sehr farbenfroh gestikulierte und sehr oft “Oh la la“ sagte. Trotz seiner ernüchternden Vergangenheit eine sehr erheiternde Persönlichkeit.

Später in Agadir angekommen, fuhr er uns direkt vor unser Riad. Er lehnte das Geld ab, welches wir ihm für die Fahrt geben wollten denn er freute sich einfach, uns dabei gehabt zu haben und wir verabschiedeten uns von ihm.

Vor unserem Hotel mussten wir erst ein wenig warten da der Rezeptionist vermutlich gerade nicht mit uns gerechnet hat. Nach wenigen Minuten ging dann aber auch die Tür auf und wir traten ein, zeigten ihm unsere Buchungsunterlagen und gingen erstmal auf das Dach wo er seinen PC hatte. Als wir die Treppe hinauf gingen, warnte er uns vor dem Deckenabsatz, bei dem man sich hier leicht den Kopf einhauen kann. Kurze Zeit später zeigte er uns unser Zimmer und wir luden alles ab, packten, und zogen dann los in den Stadtteil Abattoire von dem die Grand und Petit Taxis fuhren (Petit Taxis für Fahrten innerorts, außerorts Grand Taxis). Wir machten uns nun auf dem Weg zum CrocoPark Agadir und kamen dort nach etwa 30 Minuten an. Viele Autos sah man nicht vor dem Eingang aber wir waren dennoch voller Vorfreude. Der Eingang sah aus wie ein riesiger Krokodilschädel, durch dessen Maul man gehen konnte.

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Wir traten in den Park ein und sahen gleich ein Krokodil-Maskottchen in dessen Kostüm ich bei der Hitze lieber nicht stecken wollte und natürlich auch gleich die ersten Krokodile in den großen Fluss- und Teich-Arealen durch die sich ein Weg zog. Es waren auch überall unterschiedliche Pflanzenarten von hier heimischen und fremden Gewächsen ausgestellt. Bei den Krokodilen sah das ein wenig anders aus – einfach alle Krokodile gehörten der gleichen Art an, geboren und hergebracht aus Tunesien. Man bekam zwar hin und wieder eine nette Pose und manchmal ist auch das eine oder andere Kroko durch den Fluss geschwommen aber das abwechslungsreichste waren auf jeden Fall die Pflanzen. Es gab auch einen kleinen Workshop für die Herstellung von Papyrus. Man nahm dazu einen Halm einer Papyrusstaude, schnitt einen Streifen fein ab, wälzte ihn platt und legte ihn in eine Schale aus Wasser. Dann nahm man den Streifen wieder heraus, legte ihn auf eine Decke über einige weitere Streifen, sodass diese ein breites Blatt ergaben und wälzte alles nochmal zugedeckt zusammen.

DSCF8752Überhaupt nicht gestellt…

Uns wurde auch mitgeteilt, dass eine Theorie besagt, die Ägypter hätten die Pyramiden nach der Form des Papyrusstengels im Querschnitt errichtet und die Spitze des Papyrus sei ein Symbol für die Sonne.

Im Park konnten wir außerdem einen Schaukasten betrachten, in dem große Schädel eines Gavials, Alligatoren und eines Krokodils ausgestellt wurden. Allein aufgrund der Größe waren sie besonders beeindruckend. Somit kamen wir langsam zum Ende des Parks, schlenderten erfolglos durch den Souvenirshop und nahmen das nächste Taxi zurück nach Agadir.

Da wir weniger Zeit benötigt hatten als zuerst angenommen, besorgten wir uns noch etwas zu Essen – Pizza mit Cola – typisch marokkanisch. 😉 Dann gingen wir auch schon für den Rest des Tages zurück in unser Hotel – natürlich hatte ich meinen Kopf bis dato schon zum zweiten Mal angehauen – und bearbeiteten Berichte, sahen noch ein paar Folgen Death Note und trafen alle Vorkehrungen für die Busfahrt nach Essaouira am nächsten Tag.

Impressionen zum Tag:

DSCF8733DSCF8739DSCF8750PapyruswaldDSCF8751Auch Frösche gab es reichlich im ParkDSCF8764DSCF8773DSCF8776Graubülbüls im ParkDSCF8777Agadir hat aufgrund der Zerstörung durch ein Erdbeben keine historische Altstadt. Die Stadt wirkt insgesamt sehr hektisch, daher haben wir sie uns auch nicht näher angesehen.DSCF8779Dieses leerstehende Gebäude war einmal ein großes Kino.

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