Hippiestadt Essaouira oder: Wo die Möwe Katze sein kann.

Gleich morgens halb 8 verließen wir unser Riad und fuhren mit dem Petit Taxi zum Busbahnhof. Dort wurden wir gleich gefragt ob wir nach Essaouira wollten und nach der Bezahlung bekamen wir 2 Papiere in die Hand gedrückt mit der Aufschrift „Prestige Agadir“.  Wir wurden zu anderen Busreisenden auf die andere Straßenseite gebracht und nach einiger Zeit abgeholt um zum richtigen Busparkplatz zu gehen. Dort sahen wir schon einige Busse des Unternehmens CTM und Supratours, mit denen wir eigentlich fahren wollten. Jedoch stellte sich heraus, dass „Prestige Agadir“ ein anderes Busunternehmen ist und scheinbar – da es günstiger war – gern von sehr vielen (einheimischen) Leuten genutzt wird. So schien es als wir zu unserem Reisebus gingen, unser Gepäck in einem kurzen Moment des Stillstandes in den Bus gaben, dafür nochmal extra 20 Dirham zahlten und einstiegen. Der Bus war beinahe komplett beladen und fuhr auch gleich nachdem wir eingestiegen waren weiter. Das scheint hier Gang und Gebe zu sein denn auf der Fahrt stiegen öfters noch Leute ein und aus ohne dass der Bus richtig stehen blieb.

Wir hatten sehr weit hinten noch 2 Plätze bekommen und nach dem Geruch zu urteilen, wunderte es mich auch nicht, warum diese Plätze noch frei waren. (Vermutlich) die Person hinter uns, die dort ausgebreitet auf der letzten Sitzbank lag und schlief verströmte allerlei Arten von Gerüchen, die man nicht einmal seinem schlimmsten Feind wünschen würde. Glücklicherweise – wenn man vom Glück reden kann – war die hintere Bustür, neben der wir saßen, in den ersten Minuten der Fahrt einfach weiterhin geöffnet und spendete so kurz etwas Frischluft. Sobald die Tür geschlossen war, machte sich wieder eine einzigartige Atmosphäre breit, die Übelkeit und Appetitlosigkeit mit sich brachte. So gestaltete sich unsere weitere Fahrt für 3 – 4 Stunden entlang der Küste Marokkos.

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Die Aussicht war teils sehr schön, teils karg und trist denn wir waren auf unserer Fensterseite dem Meer abgewandt. Dennoch zeigten sich immer wieder auch schöne Felslandschaften und ein höheres Plateau auf dem das Gelände ähnlich bewachsen wie im südeuropäischen Raum aussah.

Gegen Mittag kamen wir dann in Essaouira an, zogen fix mit einem Taxi weiter zur Medina der Stadt. Anders als in den Städten, die wir bisher sahen, waren die Gebäude hier nicht von den Farben der Wüste, sondern von den Farben des Meeres geprägt. Die  Stadt wurde mit dem Namen Mogadur im 16. Jahrhundert gegründet und war zeitweise in portugiesischer Hand, eine prägende Zeit für die Architektur der Stadt. Heute trägt nur noch eine Insel vor der Küste diesen Namen. Nach kurzem Gehweg durch die Gassen fanden wir dank GPS-Gerät dann unser Riad und checkten ein – zuerst in ein falsches Zimmer, was dann aber auch gleich korrigiert wurde.

Der erste Eindruck, den man hier hatte  war außergewöhnlich. Überall hängen die Plakate des berühmten Gnaoua-Festivals, welches jährlich in Essaouira stattfindet. Die Menschen sind nicht aufdringlich, man hört Reggae, Jazz und Gitarren à la Jimi Hendrix – so lässt es sich leben. Man fühlte sich gleich an Christians Erzählungen über den Stellenwert von Gras in Marokko erinnert.

Wir richteten uns also kurz ein, zogen uns um und machten uns auf den Weg in Richtung Hafen. Überall fanden sich wie in allen anderen marokkanischen Medinas viele Händler mit Waren von schönen handgemachten Berber-Produkten bis hin zu billigen chinesischen Sonnenbrillen. Restaurants findet man hier auch nicht zu knapp da es eine eindeutig touristisch geprägte Stadt ist. Wir wanderten also weiter zu den Hafenanlagen, kletterten am Ufer über einige Felsen und betrachteten die Möwen und Steinwälzer(?) beim Aufpicken einiger Muscheln. Ebenso genossen wir den Wind und bestaunten die Wellen, die sich an Felsen im Wasser auftürmten und viele Meter in die Luft spritzten.

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Wir wanderten daraufhin weiter an einigen Fischrestaurants, bzw. Esszelten vorbei, bei denen die frische “Ware“ auf einem Tisch vor dem Zelt lag, darunter auch Hummer, Krabben und sogar Muränen. Weiter dahinter befanden sich noch ein paar Orangensaft-Stände, bei denen wir uns gleich 2 Gläser kauften um uns danach auf die historische Hafenanlage zu begeben. Nachdem wir uns dort reichlich umgesehen hatten, zog es uns weiter über den Hafen an Fischerbooten und den Verkaufsständen der Fischer vorbei. Überall sah man Menschen, Möwen und Katzen. Seltsam war, dass sich die letzten beiden genannten Tiere akustisch doch so manches Mal mehr ähnelten als man annehmen würde. So wunderte man sich über welchem Dach nun eine Katze wehklagte oder welche Möwe hinter der nächsten Hafenkiste lag und rief.

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Als wir den Hafen ausreichend betrachtet hatten, gingen wir dann nochmal zurück in das Riad wobei mir in den Gassen ein Herr begegnete, der mir erstmal Hasch angeboten hatte, welches ich freundlich ablehnte. Das war jedoch nicht das einzige Mal. Im weiteren Verlauf des Tages, als wir uns die Medina etwas genauer ansahen bekam ich bereits ohne Mühe 5 oder 6 Angebote für Hasch und Gras.

Auch ein netter alter Mann, der mit Keksen herumlief und sie mir anbot, wies natürlich auf seine “Happy Cakes“ hin, die offensichtlich separat eingepackt auf dem Rand seines Tabletts lagen.

Dass Jimi Hendrix und Bob Marley teils einige Monate in Essaouira und Umgebung verbrachten und die Hippie-Bewegung mitzogen, die dann bis heute hier verweilte, spürte man also noch deutlich, spätestens wenn man gemütlich in seinem Hotelzimmer saß und wieder einmal Bob Marley durch das Fenster schallte: “Don’t worry about a thing – every little thing is gonna be alright“.

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Am Abend gingen wir noch einmal raus nachdem wir unsere Berichte fertig gestellt hatten und besuchten eines der Fischrestaurants. Kristin probierte Muräne und eine Dorade, ich hingegen wagte mich an Pommes ohne alles. Neben der Herausforderung, sich an Fisch zu wagen, der vielleicht schon länger auf dem Tisch lag, stellte sich nicht nur Kristin eine weiteren Herausforderung: Asiaten.

Wir wurden an einen Tisch gesetzt mit 3 Personen, die vermutlich chinesischer Abstammung waren und ebenso kulturelle Sitten pflegten und somit schmatzten bis wir es nicht mehr ertrugen und uns an einen anderen Tisch setzten.

Das Abendessen war dennoch sehr gut meinte Kristin, da die Fische gut zubereitet und – mittlerweile nachweislich – nicht krankheitserregend waren.

Auf dem Rückweg genehmigten wir uns noch einen Tee in einem Café am Hafen und ließen uns die Meeresbrise, hier genannt Alizee bei gemütlicher Reggae-Musik um die Nase wehen.

Eindrücke des Tages:

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2 Gedanken zu “Hippiestadt Essaouira oder: Wo die Möwe Katze sein kann.

  1. Eure Photos sind wunderschön und egal wer von euch beiden schreibt: Beides lese ich super gerne. Ich bin so beeindruckt von dem Wellen-Photo. Musste da ganz lange ausharren und mir vorstellen wie das wohl in echt aussahund klang.
    Ich glaube bei dieser Busfahrt wäre ich tot aus dem Bus gekippt. Bin bei Busfahrten ja sowieso anfällig und dann noch die verschiedenen Duftnoten. uiuiui. Aber nur die Harten kommen in Garten, oder eben nach Essouria ^^ Über die Chinesen hatte ich auf meiner Japanreise ja einen ähnlichen Eindruck gewonnen 😀 !
    Ein wirklich schöner Bericht!!!
    Freue mich schon noch persönlich ein paar Nuancen am Telefon erzählt zu bekommen ♥

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    1. Ich freue mich so, bin jetzt extra online gekommen in der Hoffnung dass du geschrieben hast 😀
      Wie du deine Reise mit all den schmatzenden Menschen ausgehalten hast ist mir ein Rätsel, ich fand das echt krass vor allem wenn auch Frauen so furchtbar essen…na ja ^^
      Am Telefon bekommst du naturlich auch noch einen Bericht 🙂

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